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Geistliche Krankenheilung in der neutestamentlichen Kirche

Heike Bodecker

In Jesus Christus setzt Gott sich durch und offenbart seinen vollkommenen Willen. Das Neue Testament bezeugt zugleich die Vollmacht im Dienst Jesu: Er heilte alle, die zu ihm kamen oder gebracht wurden. Diese Vollmacht gab er an seine Jünger weiter.

 

  1. Auftrag und Vollmacht der Jüngergemeinde

Die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas berichten:  Jesus hat seiner Jüngergemeinde den Auftrag erteilt und die Autorität verliehen, das Reich Gottes zu verkündigen und alle Krankheiten zu heilen. Die folgenden Bibelstellen belegen dies.

Matthäus 10,1: Jesus gibt den zwölf Jüngern die Vollmacht, Dämonen auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.

1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.

Matthäus  10,8: Jesus gibt den Auftrag zu predigen, Kranke zu heilen, Tote aufzuerwecken, Aussätzige rein zu machen und böse Geister auszutreiben.

8 Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.

Markus 6,7-13: Auch hier geht es um die Vollmacht, Dämonen auszutreiben. Das Resultat: Viele Dämonenaustreibungen und viele Krankenheilungen geschehen.

7 Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister 8 und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, 9 wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen. 10 Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. 11 Und wo man euch nicht aufnimmt und nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie. 12 Und sie zogen aus und predigten, man solle Buße tun, 13 und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.

Lukas 9,1-4.6:  Hier wird berichtet, dass Jesus die Vollmacht gab, alle Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Das Resultat: Die Jünger predigten und überall geschahen Heilungen-

1 Er rief aber die Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen Geister und dass sie Krankheiten heilen konnten 2 und sandte sie aus, zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen. 3 Und er sprach zu ihnen: Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen, weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Hemden haben. 4 Und wenn ihr in ein Haus geht, dann bleibt dort, bis ihr weiterzieht. 6 Und sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das Evangelium und machten gesund an allen Orten.

Lukas 10,1.17:  Auch bei der Aussendung der zweiundsiebzig Jünger ist das Resultat, dass die bösen Geister ihnen gehorsam sind.

1 Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte … 17 Die Zweiundsiebzig aber kamen zurück voll Freude und sprachen: Herr, auch die bösen Geister sind uns untertan in deinem Namen.

Lukas 10,19: Hier wird den Jüngern die Macht über alle Gewalt des Feindes zugesprochen.

19 Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.

Johannes 14,12: Jesus verheißt den Jüngern einen Umfang des Dienstes, der größer ist, als bei ihm selbst.

12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.

Markus 16,15-18.20: Jesus gibt einen Auftrag und eine Verheißung und bestätigt das Wort der Jünger durch die Zeichen, die geschahen.

15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. 16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. 17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, 18 Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden. 20 Sie aber zogen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.

Zwei Beobachtungen können wir an den neutestamentlichen Texten festmachen:

1) Jesu Auftrag ist Verpflichtung und Gebot.

2) Jesu Jünger heilten (auch vor Ostern) problemlos die Kranken. Es gibt nur eine Ausnahme.

 

1.1 Nichtheilung im Dienst der Jünger

Ein einziger Bericht redet über einen Misserfolg der Jünger.

Matthäus 17,14-20:

14 Und als sie zu dem Volk kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel ihm zu Füßen 15 und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! Denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; 16 und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht und sie konnten ihm nicht helfen. 17 Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch erdulden? Bringt ihn mir her! 18 Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde. 19 Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten „wir“ ihn nicht austreiben? 20-21 Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

Die Reaktion Jesu zeigt auf, dass solcherlei Nichtheilung keineswegs als Gottes Wille anzusehen ist.

In der Regel geschah der Dienst der Krankenheilung folgendermaßen: Der Jüngergemeinde wurde Vollmacht von Jesus zugesprochen, sie übte diese Vollmacht aus, als Resultat erfolgten Heilungen. Heilungen gelten also als Normalerfahrung, Heilungsdefizite als Ausnahme.

  1. Krankenheilung in der Realität der neutestamentlichen Kirche

Im Zentrum des Interesses steht im Neuen Testament der Heilungsdienst, der sich aus der Kirche heraus in die Welt bewegt. Doch auch innerhalb seiner Kirche heilt, verbindet und tröstet Gott.

2.1 Kranke innerhalb der Kirche

Phänomene wie Sünde, Krankheit und Tod sind grundsätzlich durch Jesu Tod und Auferstehung überwunden, aber bis zur Wiederkunft Christi gibt es sie noch. Wir finden Belegstellen im Neuen Testament, die davon reden,  dass nicht alle Glieder der Kirche immer oder sofort geheilt wurden.

In Philipper 2,26-27 lesen wir, dass Epaphroditus todkrank gewesen war, was auch der  Gemeinde Sorge bereitet hat.

In 1. Timotheus 5,23 finden wir einen Hinweis darauf, dass Timotheus (vgl. Philipper 2,20-22) Magenprobleme hatte.

In 2. Timotheus 4,20 berichtet Paulus, dass er Trophimus in Milet krank zurückgelassen hat.

Bei der Interpretation dieser Stellen müssen wir beachten, dass die Gewichtung deutlich bestehen bleibt: Heilung ist der Regelfall. Es gibt Einbrüche – wie diese zu deuten sind, wird z. T. offengelassen. Der Umstand, dass Heilung nicht oder nicht sofort eintritt, ändert nichts an der Tatsache, dass Gottes eigentlicher Wille Heilung ist und wir, wann immer wir um Heilung beten, mit Sicherheit wissen dürfen, dass wir im Willen Gottes beten.

2.2 Krankheit innerhalb der Kirche: Ursachen und Heilung

Auch innerhalb der Kirche finden wir einen Zusammenhang von Sünde und Krankheit bestätigt: Das Verharren einer Gruppe in Sünde gibt der Krankheit Raum. Anzumerken bleibt auch hier, dass das Vorhandensein von Krankheit nicht unmittelbar auf eine persönliche Sünde beim Betroffenen zurückzuführen ist.  In 1. Korinther 11,29-30 führt Paulus die Tatsache, dass in der betreffenden Gemeinde viele Schwache und Kranke vorzufinden sind, darauf zurück, dass das Abendmahl in unwürdiger Weise genossen wird.

In Zusammenhang mit dem Gebet um Heilung werden auch Beichte und Umkehr genannt. In Jakobus 5,16 finden wir die Aufforderung, einander die Sünden zu bekennen und füreinander Fürbitte zu tun, damit Heilung erlangt wird.

Beispiele für Heilungen an Gläubigen finden wir z.B. in Apostelgeschichte. 9,32-43. Apostelgeschichte 9,32-35 zeigt uns Petrus, der umherzieht und bei den Heiligen in Lydda auf den Gelähmten Äneas trifft und ihn heilt. Apostelgeschichte. 9,36-43 erzählt, dass Petrus die Jüngerin Tabita aus Joppe auferweckt.

Beide Geschehnisse werden im Umfeld bekannt, und beide Berichte bezeugen, dass infolge der Heilungen Menschen zum Glauben kamen. Somit können auch Heilungen, die innerhalb der Gemeinde geschehen, Auswirkungen nach außen haben.

 

  1. Der Dienst der neutestamentlichen Kirche nach außen

Zeichen und Wunder ermutigen zum Glauben: Menschen werden in besonderer Weise durch Wundertaten innerlich erschüttert und offener dafür,  die Heilsbotschaft zu empfangen.

Apostelgeschichte 3 berichtet davon, dass Petrus und Johannes an der Tür des Tempels einen Lahmen heilen. Die Verwunderung und Aufmerksamkeit der Umgebung, die daraus resultieren, nutzen sie zur Verkündigung des Evangeliums.

Apostelgeschichte 5,12-16 berichtet zusammenfassend davon, dass durch die Hände der Apostel große Zeichen und Wunder geschahen, dass Kranke und dämonisch Belastete in großer Zahl zu ihnen gebracht und alle geheilt wurden, dass die Umwelt sogar zu glauben begann, dass allein der Schatten des Petrus Heilung brächte. Große Scharen von Menschen kamen dabei zum Glauben. (s. auch den Hinweis auf Apostelgeschichte 9,32-43 weiter oben )

Wundertaten geschahen auch durch Gläubige, die nicht zu den zwölf Aposteln gehörten:

Apostelgeschichte 6,8 weist darauf hin, dass auch Stephanus Wunder und große Zeichen unter dem Volk tat.

Apostelgeschichte 8,5-8 berichtet von Philippus. Er predigte und tat Wunder, er trieb Dämonen aus und heilte Gelähmte, und die Menge war für seine Predigt empfänglich.

Auch der Dienst von Paulus war begleitet von Zeichen und Wundern:

  1. Korinther 12,12: Er tat Erweise der Kraft Gottes mit großer Ausdauer.

Apostelgeschichte 14,3: Gott bestätigt das Wort durch Zeichen und Wunder.

Apostelgeschichte 14,8-18: Paulus heilt einen Gelähmten in Lystra und predigt (nach einigen Verwicklungen), dass es nur einen wahren Gott gibt.

Apostelgeschichte 16,16-18: Paulus treibt einen Wahrsagegeist aus.

Apostelgeschichte 28,7-10: Paulus heilt einen Mann, der an der Ruhr erkrankt ist. Daraufhin kommen viele Kranke zu ihm und werden geheilt.

 

  1. Verschiedene Arten der Beauftragungen

Es finden sich spezielle Beauftragungen, für Kranke zu beten:

In Jakobus 5,14-15 werden die Ältesten aufgerufen, im Glauben für die Kranken in der Kirche zu beten.

Nach 1. Korinther 12,9 verleiht der Heilige Geist Einzelnen die Gnadengabe der Heilung.

Es gibt auch den Auftrag an alle aufgrund der universellen Beauftragung der Gemeinde,  z.B. in Markus 16,18.

Wir finden also sowohl den Auftrag einzelner qua Amt oder Begabung wie auch den Auftrag an alle Gläubigen durch die universelle Beauftragung – Gott nutzt viele Wege, Heilung zu bringen.

  1. Schlussfolgerungen für unsere Praxis

1.) „Der Gesandte ist wie der, der ihn sendet“, lautet ein jüdischer Rechtsgrundsatz.

Übertragen auf uns bedeutet dies,  dass die Gemeinde als von Jesus gesandte Botin ihn repräsentiert. In ihrem Heilungswirken demonstriert sie, dass die alte „Naturgesetzlichkeit“ – der Tod mit allen seinen Aspekten –  unausweichlich durch das Kreuz Jesu und seine Auferstehung durchbrochen ist.

2.) Die Urkirche demonstriert „normales Christsein“. Machterweise des Heiligen Geistes gehörten zum Alltag der Urkirche, vor allem aber zu ihrer missionarischen Verkündigung. Solange, wie Heilung die Ausnahme ist, liegt es noch vor uns, zu der Realität des Neuen Testamentes zu finden. Sie ist die  Zielbestimmung, nach der wir uns ausstrecken.

3.) Erweckung meint „Einbruch von neutestamentlichem Christsein“. Wir können im Gebet darum ringen, dass die Gemeinde Jesu immer tiefer aus der Fülle Gottes lebt, zu der auch Heilung gehört.

Heike Bodecker

Jesus heilt alle Kranken

 

Die folgenden Bibelverse[1] sollen deutlich machen, dass Jesus jeden heilte, der zu ihm kam. Nicht einen schickte er ungeheilt weg.

1. Heilung von Besessenen und Kranken – nach der Heilung der Schwiegermutter des Petrus Mt. 8,16 Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle.
  Mk. 1,34 … er heilte viele[2], die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus.
  Lk. 4,40 Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte alle.
2. Jesus heilt als der Knecht Gottes Mt. 12,15 Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken.
3. Krankenheilungen am See Genezareth Mt. 14,36 Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.
  Mt. 15,30 Da kamen viele Menschen und brachten Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere Kranke zu ihm; sie legten sie vor ihn hin, und er heilte sie.
  Mk. 3,10 Denn er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren.
  Mk. 6,56 Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.
4. In allen Städten und Dörfern Mt. 9,35 … und heilte alle Krankheiten und Leiden.

 

5. Bei der Aussendung der Zwölf Mt. 10,1 Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
  Lk. 9,1 Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen.
6.Vor der Speisung der Fünftausend Mt. 14,14 Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren.
7. Vor der Rede über Ehescheidung und Ehelosigkeit Mt. 19,2 Viele Menschen folgten ihm dorthin, und er heilte sie.
8. Nach der Tempelreinigung Mt. 21,14 Im Tempel kamen Lahme und Blinde zu ihm und er heilte sie.

[1] Zitiert nach der Einheitsübersetzung

[2] Das Wort „viele“ bezeichnet eine Menge, es muss nicht bedeuten, dass Jesus einige nicht heilte. In der Parallelstelle zu Mk.  1,34 findet sich das Wort „alle“ (Mt. 8,16, ähnlich Lk. 4,40, s.o.). Adolf Pohl führt aus: „ … im Semitischen, das hier durchschimmert, kann ‚viele‘ Ersatzwort für ‚alle‘ sein …“ (Adolf Pohl, Wuppertaler Studienbibel, Das Evangelium des Markus, Wuppertal, 2. Auflage 2000, S. 98).

Die biblische Schau der geistlichen Krankenheilung

Wolfram Kopfermann / Heike Bodecker

  1. Zum Begriff der „geistlichen Krankenheilung“

Wir verwenden den Ausdruck „Dienst der geistlichen Krankenheilung“, um deutlich zu machen, dass es um eine geistliche, d.h. durch den Heiligen Geist gewirkte Krankenheilung geht. Viele sprechen von „Glaubensheilung“. Glaube ist ein wichtiger Faktor im Heilungsgeschehen. Doch dieser Begriff könnte das Missverständnis aufkommen lassen, dass unser Glaube die Heilung bewirkt und nicht Gott selbst. Der biblische Heilungsdienst richtet sich jedoch immer auf Gott als das persönliche Gegenüber aus. Daneben gibt es den Sprachgebrauch „divine healing“, übersetzt heißt dies „göttliche Heilung“. Dieser Begriff ist deswegen ungünstig, weil alle Heilungen von Gott kommen. Egal, ob sie durch Ärzte eingeleitet werden oder durch ein Gebet um Heilung unter Handauflegung geschehen.

  1. Auf Gottes Wort zum Thema „Heilung“ hören

Es ist kein intellektueller Luxus, wenn wir uns ausgiebig mit der Bibel beschäftigen, es ist von elementarer praktischer Bedeutung für  uns. Unser Handeln, unsere Erwartungen und unser geistlicher Hunger müssen vom Wort Gottes her bestimmt sein.

Wenn das nicht geschieht, werden wir von unseren Erfahrungen her bestimmt. Doch eine erfahrungsorientierte Kirche ist grundsätzlich eine schwache Kirche. Das kann auch bei positiven Erfahrungen so sein. Sie können dazu verführen, dass wir in einer Mittelmäßigkeit des Glaubens steckenbleiben. Wir geben uns dann z.B. mit gelegentlichen Heilungen zufrieden, obwohl uns das Neue Testament eine andere Wirklichkeit und andere Möglichkeiten aufzeigt. Bei negativen Erlebnissen interpretieren wir nicht selten den Willen Gottes auf unbiblische Weise (z. B. „Gott will heute nicht mehr heilen“). Wir müssen die Grundeinstellung der Bibel zu Krankheit und Heilung kennen und diese verinnerlichen, um dann mit ihr zu beten. Unsere Gebetspraxis lässt Rückschlüsse auf innerste Überzeugungen zu.

Es geht dann auch um die persönliche Aneignung von Verheißungen durch den Glauben. Methodik ist letztendlich Nebensache (auch die Frage nach einer Heilungsgabe). Entscheidend ist, dass wir mit der Grundeinstellung beten: „Gott will Heilung schenken, dies sagt sein Wort.“ Und weitergehend fragen wir: „Glaube ich ihm seine Zusagen?“[1]

  1. Das Alte Testament sagt Wesentliches zum Thema „Krankenheilung“

Alles Grundlegende zum Thema „Heilung“ wird im Alten Testament schon gesagt. Es enthält die Linien, die im Neuen Testament weiter ausgezogen werden.

Eine Bibelstudie wird zeigen, dass es zu Gottes Wesen gehört, zu heilen. Gott steht mit seinem Charakter hinter seinem Wort. Er spricht nicht nur Worte der Heilung, sondern er gibt sich dahinter als ein Gott der Heilung zu erkennen – ein Gott, der Gutes, Heilvolles geben will.

3.1 Ursprung der Krankheit

Im Denken vieler Menschen ist Krankheit etwas Natürliches, ein Vorkommnis, das zum Leben gehört. Sie gilt als Bestandteil unseres Daseins, so wie der Tod dazu gehört. Auch zu einer „normalen christlichen Haltung“ gehört bei vielen, dass sie Krankheit hinnehmen, so wie sie auch den Tod akzeptieren und annehmen als von Gott ursprünglich gewollt. Doch das genau entspricht nicht dem biblischen Weltbild. In der Bibel wird Krankheit als Eindringling betrachtet, sie ist ein Fremdkörper in der geschöpflichen Ordnung Gottes. Sie ist nicht Gottes erste und letzte Absicht mit seiner Schöpfung. Die biblische Sicht besagt, dass der Tod Teil der gefallenen Schöpfung ist. Der Tod ist eine Folge der Sünde, und die Vorformen des Todes – Krankheiten – sind ebenfalls eine Folge der Sünde. Tod und Krankheit sind Gestalten der Zerstörung, Ausdrucksformen widergöttlichen Wirkens.

Wir müssen das Gewicht dieser Aussage erkennen, sonst können wir die biblische Schau der Krankenheilung nicht in der Tiefe verstehen. Wenn Krankheit etwas ist, was zu unserem Lebenslauf natürlich dazu gehört, dann erscheint Heilung als etwas Beliebiges, als etwas vielleicht sogar Positives, aber doch als etwas, was den Lauf der Dinge nur geringfügig aufhält. Wird Krankheit aber als eingedrungene zerstörerische Macht verstanden, dann können wir Gottes Stellung zur Krankheit ganz anders begreifen – und damit das Handeln Jesu und der Urkirche.

Aus 1. Mose 2,15-17 wird deutlich, dass Sterblichkeit als Gericht verstanden wird, das Gott auf einen ganz bestimmten Ungehorsam legt:

Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

In 1. Mose 3,16-18 wird ein Fluch auf den Menschen und seine Welt gelegt:

Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

 

Gerhard von Rad, der große Alttestamentler, hat gesagt, dass 1. Mose 3 etwas darüber aussagen will, wie alle Störungen unseres natürlichen Lebensstandes ihre Wurzeln im gestörten Gottesverhältnis haben. Diese Sicht (Tod als Folge von Sünde) wird von Paulus in Römer 5,12 aufgenommen und sehr verbindlich ausgeführt:

Deshalb, wie durch „einen“ Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.

 

Die Kernaussage in diesem Vers heißt: Wir leben in einer Welt der Sünde, und deswegen leben wir in einer Welt des Todes (und der Krankheit). Es wird von einem Verhängnis gesprochen, das auf der ganzen Menschheit lastet.

Dabei wird ein kollektiver Zusammenhang hergestellt: Krankheit ist nicht notwendigerweise Ausdruck einer persönlichen Schuld. Aber sie ist Ausdruck der Schuldverfallenheit der ganzen  Menschheit.

Wir müssen das urchristliche Denken von Tod und Sterben radikal verinnerlichen[2] und Konsequenzen für unser Handeln daraus ziehen. Der Kampf Jesu um das Gesundwerden von Menschen war eine Kriegserklärung gegen die gottfeindliche Todesgewalt. Wenn Christen dazu auffordern, Krankheit als zugedachten Segen Gottes anzunehmen, zeigt diese Sichtweise ihre tiefe Entfernung vom Wort Gottes.

Wir sollten zuerst die Grundposition des Wortes Gottes verstehen lernen, um dann anschließend seelsorgerliche Fragen zu stellen. Etwa die nach dem zugelassenen Willen Gottes: Auch wenn Gott Krankheit zulässt, ist sie kein Segen. In der Auseinandersetzung mit ihr kann uns jedoch Segen zufließen.

 

3.2 Die Rolle der Gemeinschaft

Folgende Worte aus 2. Mose 15,26 sind in mehrfacher Hinsicht wichtig:

Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der HERR, dein Arzt.

Erstens: Gott bezeichnet sich als Arzt des Volkes Israel. Er will nicht Krankheit, sondern Heilung.

Zweitens: Es wird von der Möglichkeit gesprochen, dass Gott Krankheit schickt. In den meisten Schriften des Alten Testamentes ist das personale Böse nicht benannt. Dass Gott einen Widersacher hat, ist weitgehend unbekannt. Im Neuen Testament finden wir eine entwickelte Vorstellung eines Gegners, die Existenz des Satans ist stärker bewusst geworden.

Drittens: Es wird das „Du“ der alttestamentlichen Bundesgemeinde angesprochen. Krankheit und Heilung haben auch einen sozialen Aspekt. Der einzelne Beter stößt nicht weiter vor, als die Gemeinde oder das geistliche Umfeld, zu dem er gehört.

3.3 Gott vergibt und heilt

In Psalm 103, Vers 2 – 3 begegnet uns eine gewaltige Aussage:

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:

der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen.

 

In Psalm 103,2-3 wird das vergebende und heilende Handeln Gottes parallel bezeugt. Hier wird ein Gott gelobt, der in der gleichen Dichte, in der gleichen umfassenden Weise heilt, wie er auch vergibt. Bei Gott ist die Quelle für beides, für Vergebung und Heilung.

Unter Punkt 3.1 sahen wir, dass Krankheit aus der Entfernung, aus der Loslösung von Gott kommt. Daraus ergibt sich, dass der Gott, der die Sünde vergibt, auch die Krankheit heilt. Gleichzeitig ergibt sich daraus auch:  Das Heil ist der Heilung vorgeordnet, das Heil steht im Zentrum.

3.4 Die Zukunftshoffnung Israels

Zu der Zukunftshoffnung Israels gehört ein neues Kommen Gottes, das die Welt heil macht:

Jesaja 52,7:

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

 

Hier wird ein sehr dynamischer Vorgang beschrieben: Gott setzt sich durch, er erweist sich als König, seine Herrschaft bricht an. Und wenn Gott seine Herrschaft anbrechen lässt, dann geschieht Wiederherstellung der Schöpfung; Heilung ist an diesen Vorgang, dass Gottes Königreich aufgerichtet wird, gebunden.

Jesaja 35,4-6:

Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande.

 

Wenn Gott kommt, überwindet er sowohl Sünde wie auch alle Auswirkungen der Sünde, auch die Krankheit.

3.5 Der Mittler des Heils

In Jesaja 61 offenbart Gott noch deutlicher, wie sich diese Königsherrschaft durchsetzen soll. Er setzt einen Mittler ein, einen Gesalbten, mit dem die Heilszeit beginnt. Dieser Gesalbte spricht in Jesaja 61,1-3:

Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, »Pflanzung des HERRN«, ihm zum Preise.

 

Das neue Heil Gottes ist also an einen Gesalbten gebunden, an einen Messias. Denn „Messias“ ist die eingedeutschte Form des hebräischen Begriffs  „maschiach“  (Gesalbter), auf Griechisch wird er „Christos“ genannt, auf Lateinisch „Christus“.  Christen glauben, dass dieser Gesalbte Jesus Christus ist. Er ist die Heilsgestalt, durch die sich Gott durchsetzen will und wird.

In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Text wichtig, den Christen auf diesen Gesalbten, auf Jesus Christus, beziehen. Es sind die Worte vom Knecht Gottes, besonders Jesaja 53, 4-5:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

 

Hier findet sich die Kernaussage, dass der Gottesknecht die Schuld der Gottlosen gesühnt hat, aber dass er nicht nur die Schuld trägt, sondern auch die Krankheit. Er nimmt die Sünde stellvertretend auf sich, und er nimmt die Krankheit, die Folge der Sünde, stellvertretend auf sich.

Jesaja 53 beschreibt die Grundfunktion des Gottesknechts: die Übernahme von Schuld und das Tragen von Krankheit.

4 Wie werden die alttestamentlichen Linien im NT aufgenommen?

Weiter vorne haben wir gesagt, dass alles Grundlegende zum Thema „Heilung“ schon im Alten Testament zu finden ist und dass das Neue Testament diese Linien aufnimmt. Wie sieht das nun im Einzelnen aus?

Die Verheißungen aus Jesaja 35 und Jesaja 61 werden in Matthäus 11,4-5 griffen. Johannes der Täufer lässt die Frage stellen, ob Jesus der Verheißene sei. In seiner Antwort nimmt Jesus die Aussagen aus Jesaja auf:

Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.

 

Die Prophetie aus Jesaja 53 wird in Matthäus 8,16-17 aufgenommen:

Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 53,4): »Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheit hat er getragen.«

 

An dieser Stelle bezieht sich Jesaja 53 eindeutig auf körperliche Heilung. Auch in 1. Petrus 2,24f. wird Jesaja 53 zitiert, hier wird unter Heilung jedoch die Heilung der Gottesbeziehung verstanden, die Gott durch Jesus Christus schenkt:

… der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

 

Die Worte aus Jesaja 61 und Jesaja 58 werden in Lukas 4,16-19, in der sogenannten Antrittspredigt Jesu, aufgenommen:

Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen. Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«

 

In Lukas 4, 21 findet sich die Aussage Jesu, dass diese Verheißung nun erfüllt sei:

Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.

 

In Markus 2 wird Psalm 103,2-3 aufgenommen. Der Gichtbrüchige hört das Wort der Vergebung und der Heilung.

Markus 2,5-12a:

Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen.

 

Auch hier zeigt sich, dass die Vergebung und damit die Heilung der Gottesbeziehung der Heilung von Krankheit vorgeordnet ist. Gleichzeitig wird erneut deutlich: Wo Christus auftritt und Sünden vergibt, geschehen auch körperliche Heilungen.

 

4.1 Jesus ist die Erfüllung des alttestamentlichen Zeugnisses

Aus den obigen Ausführungen ergibt sich: Das Zeugnis von dem heilenden Gott ist im Alten Testament enthalten, es findet seine Erfüllung in Jesus Christus.

4.2 Im Mittelpunkt der Verkündigung Jesu steht die Königsherrschaft Gottes

Der griechische Begriff basileia lässt sich auf mindestens zwei Weisen wiedergeben. Man kann ihn mit „Reich“ oder mit „Königsherrschaft“ übersetzen. Während dem ersten Begriff etwas Statisches anhaftet – Reich verstehen wir eher im Sinne von Bereich, Territorium -, enthält der zweite eine stärkere Dynamik: Königsherrschaft Gottes heißt, dass Gott Herr wird; er greift heilsam und befreiend ein. Gott setzt sich als der König der Heilszeit durch. Seine Herrschaft ist nun nahe in Worten und in Taten, beides ist gebunden an eine Person: Jesus Christus. Reich Gottes meint also Königsherrschaft im Sinne von Regierungsantritt Gottes, die das Heilwerden von Menschen mit sich bringt.

Das Reich Gottes ist damit auch ein Gegenentwurf, eine Kampfansage an die Todeswelt, hinter der Satan steht. Jesus hat einen Gegner, den er konkret angreift.

Mit dem Kommen Jesu bricht das Reich Gottes an, mit der Wiederkunft Jesu wird es hier auf Erden in Vollendung erwartet.

4.3 Jesu Dienst geschieht in Wort und Tat

Jesu Dienst geschieht im Wort und im Werk. Er vollzieht sich in der Verkündigung und in der Befreiung von Menschen (doppelter Dienst).

Die Heilungen – und das schließt Dämonenaustreibungen ein – sind nicht ein Zugeständnis an menschliche Schwachheit. Die Sicht der Bibel ist: Das Reich, das Jesus bringt, wird in den Worten proklamiert und in den Taten demonstriert. Proklamation und Demonstration bilden eine unauflösbare Einheit. Die Werke verleihen der Botschaft Jesu erst den eindeutigen und damit verpflichtenden Charakter (Matthäus 11,2-6). Sie sind Zeichen dafür, dass die Heilszeit wirklich angebrochen ist.

4.4 Vom Hören und Sehen des Reiches Gottes

Es gibt um Jesu herum nicht nur etwas zu sehen – ohne ein erklärendes, deutendes Wort; aber es gibt auch nicht nur etwas zu hören – ohne Sichtbarkeit. Jesu Wort ist ein „verleiblichtes Wort“. Gemeint ist: Wort und Werk interpretieren sich gegenseitig. Das Wort Jesu – ohne sein Werk – wäre nicht mehr sein Wort, es wäre ein entleertes Wort.

Das Hören ist dem Sehen übergeordnet. Wir finden im Neuen Testament keine Gleichgewichtigkeit von Hören und Sehen. Das Wort hat ein deutliches Übergewicht, aber es gibt eine Zuordnung der Werke und der Taten Jesu zum Wort. Unser Glaube hängt letzten Endes an dem Wort, das Jesus sagt. Aber dieses Wort ist in aller Regel begleitet, flankiert, illustriert durch das Werk, durch die Taten, durch die Heilungen.

  1. Zusammenfassung und Ausblick:
  • Es gibt eine ganz bestimmte Schau von Krankheit und Tod.
  • Es gibt alttestamentliche Zusagen für die Heilszeit, diese fangen an, sich in Jesus Christus zu erfüllen.
  • Die Erkenntnis, dass Gott Heilung will – weil er ein Gott der Heilung ist -, fordert uns heraus.
  • Die Frage der Heilung darf kein Nebenthema bleiben.
  • Wir müssen uns als Leib Christi gemeinsam nach dem Handeln Gottes ausstrecken.
  • Wir dürfen uns nach einer Erweckung mit Zeichen und Wundem ausstrecken.

[1] Mehr zu der Bedeutung des Glaubens und zum Wachstum im Glauben in: Wolfram Kopfermann / Heike Bodecker, Der Glaubensfaktor beim Heilungsgebet.

[2]Hilfreich dazu ist folgender Aufsatz: Heinrich Schlier: Der Tod im urchristlichen Denken. In: Kubina, Veronika und Lehmann, Karl (Hrsg.): Der Geist und die Kirche. Freiburg im Breisgau 1980, S. 101-109 und 111-113.

 

Mit Wundern rechnen: Regeln für das Gebet um Heilung

Aus: Kopfermann, Wolfram: Farbwechsel. 2. Auflage. Mainz-Kastel: C & P Verlags-GmbH 1991. Seite 172-176

Ich hatte gesagt, dass es für Christen nur einen Wunderheiler gibt, nämlich Jesus Christus. Allerdings heilt er normalerweise durch Gläubige. Wir können es Menschen erleichtern oder erschweren, mit seiner heilenden Gegenwart zu rechnen, zumal das ganze Gebiet ja noch immer heiß umstritten ist, Die folgenden 7 Regeln sollen auch dazu helfen, dass allmählich Vertrauen wächst,

  1. Den ganzen Menschen sehen

Wer für Kranke betet, steht in Gefahr, einseitig gegen die Symptome anzugehen. Denn die Symptome sind es ja, die dem Leidenden Schmerzen oder Behinderung seines Lebens eintragen. Sie möchte er loswerden, und das ist nur zu verständlich. Nun ist es schon rein medizinisch nicht geraten, einfach Krankheitssymptome zum Verschwinden zu bringen. Ein vorhandenes Symptom kann ja Zeichen eines tieferliegenden Krankheitsproblems sein.

Die Psychosomatik hat seit Jahrzehnten deutlich gemacht, dass psychische Probleme die körperlichen Funktionen in Mitleidenschaft ziehen. Wir wissen heute, dass ein schwer abschätzbarer, aber riesiger Teil aller gesundheitlichen Leiden seelisch bedingt ist. Aber nicht nur die Psyche wälzt ihre unbewältigten Probleme auf den Körper ab, auch geistige Krisen können krank machen. Wer keinen Sinn in seinem Leben findet, dessen Gesundheit ist ebenfalls bedroht (Viktor E. Frankl). Für die christliche Sicht tritt schließlich hinzu, dass eine gestörte Gottesbeziehung sich bis ins Körperliche hinein schädigend auswirken kann. Was ergibt sich daraus für die geistliche Krankenheilung? Wir müssen immer den ganzen Menschen sehen, wenn wir für Kranke beten. Es geht, anders gesagt, nicht um Reparaturen kranker Körperstellen, sondern um Gesundung der Person. Ich gebe gern zu, dass diese Einsicht den Heilungsdienst nicht gerade vereinfacht. Aber die Wirklichkeit ist auch sonst nie „einfach“.

  1. Keine Versprechungen machen

Zwei Dinge sind zu unterscheiden: einmal Gottes Bereitschaft, Heilung zu schenken. Sie ist durch die Sendung Jesu ein für alle Mal manifestiert worden, denn Jesus heilte ohne Ausnahme alle, die krank zu ihm kamen oder gebracht wurden; dann das Versprechen, dass Gott aufgrund eines bestimmten Gebets eine bestimmte Person bis zu einem bestimmten Zeitpunkt heilen werde. Ich leugne nicht, dass Gott grundsätzlich einem Beter die Gewissheit geben kann: „Ich werde diesen Kranken auf der Stelle vollkommen heilen“, und dass der Beter dies dann auch dem Leidenden einmal sagen darf. Nur sprechen Negativbeispiele eine beredte Sprache! Falls der Beter sich nämlich verhört hat (weil er in seiner Liebe zu dem Leidenden so sehr wollte, dass dieser gesund wird) und der Kranke krank bleibt oder stirbt, sind schlimmste Folgen abzusehen. Am besten ist es zu sagen: „Wir bitten Jesus Christus jetzt um Heilung. Was danach geschieht, liegt in seinen Händen.“

  1. Keinen Druck ausüben

Das Problem liegt nicht in der Absicht! Sicherlich will niemand, der als Christ für Kranke betet, die Leidenden in irgendeiner Weise bedrücken. In der Praxis kann dies jedoch geschehen. Nach der Darstellung der vier Evangelien hat Jesus sehr häufig einen Zusammenhang zwischen erfahrener Heilung und dem erwartenden Glaubendes Menschen aufgezeigt. Ich spiele an auf Sätze wie: „Dir geschehe nach deinem Glauben“ oder „Dein Glaube hat dich gerettet.“  Es ist also nicht angemessen, diesen Zusammenhang einfach zu bestreiten, indem man etwa sagt, Gott in seiner Weisheit lasse sowieso geschehen, was er für richtig halte; daher spiele der Glaube des Menschen hier praktisch keine Rolle. Bedrückung entsteht allerdings, wenn einem Menschen, für den wiederholt um Heilung gebetet wurde, der aber (noch) krank geblieben ist, daraus ein Vorwurf gemacht wird: Wenn du (mehr) geglaubt hättest, wärest du jetzt gesund. In einem solchen Falle muss man statt des ursprünglichen „einfachen“ von einem dreifachen Leiden des Kranken sprechen: Er leidet wie bisher an seiner Krankheit, muss aber zweitens mit der Enttäuschung fertig werden, dass die Gebete ihm (noch) nicht geholfen haben, und soll sich nun auch noch – drittens – schuldig fühlen, was häufig genug dann auch passiert ist Das Heilungsgebet kann nur gesund wachsen, wenn zwar ständig zum Vertrauen in die heilende Macht Jesu Christi eingeladen wird, wenn aber daraus nicht eine schuldig sprechende Forderung abgeleitet wird. Die Kranken müssen im Gegenteil mit herzlicher Liebe umgeben, „getragen“ werden.

  1. Gott nicht einschränken

Aus christlicher Sicht ist geistliche Krankenheilung nicht Machtausübung, wie wir bereits sahen, sondern Gebetsdienst. Gebete werden von einem souveränen Gott souverän beantwortet: manchmal sofort, manchmal schlagartig, aber zu einem späteren Zeitpunkt, manchmal schrittweise, manchmal gar nicht Es ist wichtig, das Wie einer Gebetserhörung immer also auch auf diesem Gebiet – Gott zu überlassen.

  1. Mit Ärzten zusammenarbeiten

Gelegentlich sagen Christen: „Ich gehe zu keinem Arzt mehr. Mein einziger Arzt ist Jesus Christus.“ Nach dieser Sicht gilt der Dienst der Ärzte nur den Ungläubigen. Ich kann eine solche Auffassung im Neuen Testament nicht finden. Außerdem habe ich den grundsätzlichen Verdacht, dass Leute, die solche Parolen vertreten, psychische Probleme haben (u.a. Angst vor Ärzten). Was ist, wenn Menschen, denen man eine derartige Unterweisung gab, dann doch frühzeitig sterben? Ich denke hier gar nicht in erster Linie an die rechtlichen Probleme (Anklage auf unterlassene Hilfeleistung). Aus theologischen und praktischen Gründen habe ich immer für ein Zusammenspiel von ärztlichem und geistlichem Heilungsdienst plädiert und damit ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht. Das gilt besonders dann, wenn die Ärzte Christen sind und den geistlichen Heilungsdienst selber anerkennen oder sich sogar in ihm engagieren. Ich bete ungern für Leute um Heilung, die bewusst einer vorherigen ärztlichen Diagnose ausweichen. Umgekehrt kann es allen Beteiligten nur helfen, wenn ärztliche Atteste eine Glaubensheilung nachträglich bestätigen.

  1. Aufrichtigkeit walten lassen

Die Art, wie Gläubige von erlebten Heilungen erzählen, muss von geradezu präziser Genauigkeit sein. Jede Ausschmückung, alle Übertreibungen steigern nicht etwa die Erwartung an Gott, sondern wecken früher oder später Misstrauen. Wir sollten jederzeit „die Karten auf den Tisch legen“. Auch Nichtheilungen müssen ehrlich zugegeben werden. In einem solchen Klima der Aufrichtigkeit kann Wachstum geschehen. Auch kritische Fragen der Skeptiker brauchen uns nicht in Verlegenheit       zu bringen. Wir wissen doch, dass Gott seine Kinder so akzeptiert, wie sie sind, also auch uns Anfänger im Heilungsdienst!

  1. Aus Erfahrungen lernen

Das ganze Gebiet ist riesig. Alle Theorien, die nicht dem Praxistest ausgesetzt wurden, haben hier keinen sehr hohen Nutzwert. Es ist wichtig, fortgesetzt zu lernen – am allermeisten, Gott immer stärker zu vertrauen. Heute geschehen in christlichen Gemeinschaften und Gemeinden wieder unzählige Heilungswunder: von spürbaren, aber medizinisch unerwarteten Beschleunigungen „natürlicher“ Heilungsprozesse bis zu Spontanheilungen bei Kranken im Endstadium. Die Qualität der neutestamentlichen Heilungserfahrungen liegt allerdings noch vor uns.

 

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Gepostet am

15. Juni 2016

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